Wir sind wieder da – Fridays-for-Future ist zurück auf der Straße

 

Eigentlich ist die Überschrift nicht ganz richtig, denn wir waren ja nie wirklich weg. Wir mussten bedingt durch Corona und nach vielen größeren und kleineren Aktionen nur gefühlt eine Ewigkeit warten, bis wir unser Engagement für die Einhaltung der Pariser Klimaziele endlich wieder mit einer Demonstration in der Hildesheimer Innenstadt zeigen konnten. Genau genommen was es auch nicht nur eine Demo. Denn in unserem Orga-Team hatten wir entschieden, uns in insgesamt fünf Demonstrationszügen durch Hildesheim zu bewegen, um die Abstands- und Hygieneregeln besser einhalten zu können.

 

Ich habe mich der Demonstration angeschlossen, die vom PvH (ich verwende die Abkürzung, weil ich es furchtbar finde, dass ein zentraler Platz in Hildesheim nach Paul von Hindenburg benannt ist) startete und in die Innenstadt zog.

 

Bevor sich die Demonstrierenden auf den Weg machten, griff Christian Cray zum Mikrofon. Er ist Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation „accion ecologica“, die in Ecuador mit indigenen Völkern für den Erhalt des einzigartigen Lebensraums tropischer Regenwald kämpft. Er berichtete, dass die Rodung des Regenwaldes ein neues, dramatisches, noch nie da gewesenes Ausmaß angenommen hat. Da sich die Ureinwohner aus Angst vor Corona in ihre Heimatdörfer zurückziehen, können sie der Umweltzerstörung nicht mehr aktiv entgegentreten. Und so nutzen viele Öl-, Kohle- und Bergbaufirmen die Pandemie, um die Abholzung für den Ressourcenabbau weiter voranzutreiben. Cray warnte eindringlich davor, dass in weniger als zehn Jahren 25 % des Regenwaldes verschwunden sind, was das Ökosystem Amazoniens so stark schädigt, dass es einfach kollabiert. Wenn ein Viertel der Waldfläche fehlt, kann der Regenwald sich nicht mehr sein eigenes „Waldklima“ schaffen und stirbt unwiederbringlich ab.

 

In der Burgstraße endete „unsere“ Kundgebung mit dem Vortrag eines Gedichts der Klimaaktivistin Dana Dietrich. Es hat mich sehr gefreut, dass insgesamt am Freitagnachmittag etwa 1000 Menschen in Hildesheim zusammengekommen sind, um für schnelle und effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel zu demonstrieren. Besonders gut hat mir gefallen, dass eine der Kundgebungen von den Parents-for-Future organisiert wurde, da ja das Thema Klimaschutz nicht nur eines für uns Jugendliche sein sollte.

 

Die Gruppe Parents-for-Future hatte sich auch schon ein paar Tage zuvor (Corona-bedingt in kleiner Runde) mit unserem Bundestagsabgeordneten Bernd Westphal getroffen. Mit von der Partie waren auch eine Vertreterin der Students-for-Future und ich von den „Fridays“. In einem fast zweistündigen Gespräch in sehr angenehmer Atmosphäre haben wir zwar kontrovers diskutiert, aber ich hatte das Gefühl, dass wir ein gemeinsames Ziel hatten: ein klimaneutrales Deutschland, das dennoch wirtschaftlich stark bleibt. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass unser Weg dorthin viel schneller und ambitionierter sein muss.

 

Da die Lage ja nicht nur im Amazonas, sondern auch an vielen anderen Orten sehr kritisch ist, z. B. in der Antarktis und in Sibirien, sollte es für uns in der SPD selbstverständlich sein, dass wir uns klarer positionieren und uns stärker für den Klimaschutz einsetzen.  Aber nicht nur weit weg von Europa ist die Lage dramatisch, sondern auch bei uns in Hildesheim sind die drastischen Auswirkungen der schwersten Dürre seit über 250 Jahren mit aller Heftigkeit zu spüren.

 

Deshalb würde ich mich wirklich sehr freuen, wenn uns bei unserer nächsten Klima-Demo vielleicht auch ein paar Mitglieder unseres Ortsvereins begleiten würden.

 

Wir sollten nie vergessen, dass nicht die Erde uns Menschen benötigt, sondern wir Menschen eine gesunde Erde mit intakten Ökosystemen als unsere Lebensgrundlage benötigen.

27.9.2020, Linus Klante

 


Stand: 10.4.2024